Protokollabweichung

Eine Protokollabweichung liegt in einer klinischen Studie dann vor, wenn der vorab definierte Studienablauf – also das Studienprotokoll – nicht exakt eingehalten wird. Diese Abweichung kann sowohl absichtlich als auch unbeabsichtigt geschehen und betrifft oft Aspekte wie Besuchszeitpunkte, Medikamentengaben oder Dokumentationspflichten. Die Einhaltung des Protokolls ist essenziell für die Validität und Sicherheit der Studie.

Warum ist eine Protokollabweichung relevant?

Das Studienprotokoll bildet die verbindliche Grundlage für die Planung und Durchführung der klinischen Prüfung. Es enthält u. a. Angaben zu Dokumentationspflichten im Case Report Form (CRF), Ein- und Ausschlusskriterien sowie geplante Zeitpunkte für Behandlungen oder Untersuchungen. Jede Abweichung hiervon kann Einfluss auf die Qualität der Studiendaten, die Vergleichbarkeit der Ergebnisse und die Sicherheit der Teilnehmer haben.

Abweichungen können entstehen, wenn etwa ein Patient einen geplanten Besuch versäumt, ein Medikament nicht gemäß Protokoll verabreicht wird oder zusätzliche, nicht vorgesehene Maßnahmen erfolgen. Dabei wird unterschieden zwischen minor deviations (kleine, meist nicht sicherheitsrelevante Abweichungen) und major deviations (schwerwiegende Abweichungen, die z. B. die Studienintegrität gefährden).

Wie werden Abweichungen dokumentiert?

Wichtig ist, dass jede Protokollabweichung zeitnah und nachvollziehbar dokumentiert wird. Dies geschieht häufig im CRF, kann aber auch durch separate Abweichungsberichte erfolgen. Die Datenmonitoring-Beauftragten (Monitore) überprüfen regelmäßig die Einhaltung des Protokolls und melden dokumentierte Verstöße weiter an die Studienleitung oder den Sponsor.

Beispiele für häufige Protokollabweichungen

  • Ungeplante Änderung des Besuchsplans (z. B. Terminüberschreitung)
  • Verabreichung der falschen Dosis oder des falschen Prüfpräparats
  • Fehlende oder verspätete Aufklärung und Einwilligung
  • Fehlende Laboruntersuchungen trotz Protokollvorgabe
  • Nichteinhaltung von Einschluss- oder Ausschlusskriterien

 

Auswirkungen einer Protokollabweichung auf die Studie

Je nach Art und Häufigkeit können Protokollabweichungen die Aussagekraft der Studie beeinträchtigen. Sie erhöhen das Risiko für Verzerrungen (Bias) und können im schlimmsten Fall zum Studienabbruch führen. Darüber hinaus gefährden schwerwiegende Verstöße unter Umständen die Gesundheit der Teilnehmer oder die Zulassung des untersuchten Medikaments.

Besonders kritisch ist, wenn Abweichungen systematisch auftreten oder nicht gemeldet werden. In solchen Fällen drohen regulatorische Konsequenzen, etwa bei Audits oder durch Ethikkommissionen.

Wie lässt sich eine Protokollabweichung vermeiden?

Eine gute Schulung des Studienpersonals, klare Abläufe sowie regelmäßige interne Qualitätssicherungsmaßnahmen helfen, Protokollverstöße zu reduzieren. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Sponsor spielt eine entscheidende Rolle: Dieser ist verantwortlich für die Überwachung der Studie und die Sicherstellung, dass das Protokoll ordnungsgemäß umgesetzt wird.

Fazit

Protokollabweichungen sind in klinischen Studien nicht immer vermeidbar – ihre korrekte Erkennung, Dokumentation und Kommunikation ist jedoch entscheidend für den Studienerfolg. Studienprobanden, Studienärzte und Prüfzentren sollten gemeinsam dafür sorgen, dass Abweichungen frühzeitig erkannt und sachgerecht behandelt werden.

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