Chronischer Husten

Übersicht

Einleitung

Husten ist eines der häufigsten Symptome, das weltweit zu einem Arztbesuch führt. Im Prinzip ist Husten ein wichtiger Schutzreflex der Atemwege, um die Atemwege von Fremdkörpern, Schmutzteilchen und Entzündungen zu reinigen.
Husten kann aber lästig und quälend sein und den Nachtschlaf behindern. Die meisten Kinder und Erwachsenen mit akutem Husten leiden nicht an einer schweren Lungenerkrankung. Akute Virusinfektionen sind der Hauptauslöser von akutem Husten bei Kindern und Erwachsenen. Chronischer Husten wird definiert als Husten von mehr als 4 Wochen bei Kindern und als Husten von mehr als 8 Wochen bei Erwachsenen. 

Häufige virale ErregerKlinische Charakteristika
Rhinovirus1⁄2 aller Erkältungen, >100 Serotypen, Bronchiolitis und Asthma sowie COPD Exazerbation
InfluenzaSchüttelfrost, Fieber, Myalgien, Arthralgien, Kopfschmerzen, teilweise schwere Infektionen
ParainfluenzaCroup bei Kindern, ansonsten leichte Infekte der oberen Atemwege
RSVBronchiolitis bei Kindern <2 Jahre, Erwachsene > 60 Jahre
CoronavirusLeichte Infektion der oberen Atemwege, im Winter. SARS-CoV-2 schwere Infektionen
AdenovirusTrockener Reizhusten, Kindergarten, Sommercamps, Schwimmbad (Keratokonjunktivitis)
MetapneumovirusMeist Jan – März, junge Kinder, und ältere Erwachsene Teilweise schwerer Verlauf bei Asthma und COPD

Außer viralen Infektionen, kann das Symptom Husten bei sehr unterschiedlichen Erkrankungen auftreten. Entsprechend sollte jeder länger anhaltende Husten medizinisch abgeklärt werden.

Die gegenwärtige Ansicht ist es, dass chronischer Husten meist auf Erkrankungen wie das Cough-variant Asthma, gastroösophageale Refluxkrankheit, Habituellen Husten (Hustentick) Postnasal-Drip-Syndrom, eosinophile Bronchitis, Keuchhusten, Bronchiektasen oder auf Tabakrauchen zurückzuführen ist. Eine eigene Untersuchung von 482 Kindern und Jugendlichen mit chronischem Husten kann dies weitgehend bestätigen (Abb.1).

Abb. 1: Ursachen / Diagnosen für chronischen Husten bei Kindern und Jugendlichen

Chronischer Husten und Diagnostik

Ein schrittweises, patientenzentriertes und evidenzbasiertes Vorgehen zur Diagnose von chronischem Husten wird von aktuellen Leitlinien empfohlen. Eine ausführliche Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung sind von großer Bedeutung, insbesondere beim habituellen Husten. Entsprechend kann man den chronischen Husten nach den Auslösern und der Hustenart (trockener vs. feuchter Husten und dem Schweregrad (leicht, moderat und schwer) einteilen:

  • Cough-variant Asthma
  • Allergischer Husten
  • Husten bei gastroösophagealem Reflux
  • Habitueller Husten (Hustentick)
  • Husten mit bei chronischer Sinusitis (Post nasal Drip-Syndrom)
  • Husten bei eosinophiler Bronchitis
  • Raucherhusten (COPD)
  • Husten bei seltenen chronischen Lungenkrankheiten (Immundefekt, Bronchiektasen Mukoviszidose, Ataxia telangiectasia)

Die meisten Ärzte verwenden den Haut-Prick-Test (SPT), um ganzjährige Allergien wie Hausstaubmilben (HDM) und Tierhaare auszuschließen. Alternativ kann ein Allergietest auch im Blut mit der Bestimmung des spezifischen IgEs erfolgen.
Da die Lungenfunktion bei den meisten Patienten mit chronischem Husten normal ist, wird empfohlen, die bronchiale Hyperreagibilität und das ausgeatmete Nitritoxid (eNO) zu messen. Das ausgeatmetes eNO als Marker für eosinophile Atemwegsentzündungen wurde als guter Prädiktor für Asthma und bronchiale Entzündungen beschrieben.

Der Methacholin-Test ist eine etablierte Methode zur Beurteilung der bronchialen Hyperreagibilität (BHR). Ein negativer Methacholin-Test und ein normales eNO schließen ein Cough-variant-Asthma als Ursache für chronischen Husten sicher aus.

In den meisten Fällen ist die beschriebene Diagnostik mit Allergietest, Lungenfunktion, Messung des eNO und der bronchialen Hyperreagibilität sowie eine Röntgenuntersuchung der Lunge für eine genaue Diagnose und Behandlung hilfreich. Nur bei einem kleinen Teil von Patienten mit chronischem Husten ist eine erweiterte Diagnostik mit Bronchoskopie und idealerweise gleichzeitiger Gastroskopie notwendig.

Cough-variant Asthma

Hustenasthma ist eine Form von Asthma, bei der das Hauptsymptom ein trockener, unproduktiver Husten ist. Patienten mit Cough-variant- Asthma (Hustenasthma) haben oft keine anderen „klassischen“ Asthmasymptome wie Keuchen, Giemen oder Atemnot.
Das Cough-variant Asthma ist die häufigsten Ursachen für chronischen Husten (Abb. 1), d.h. einen Husten, der bei Kindern und Jugendlichen länger als 4 Wochen bei Erwachsenen länger als 8 Wochen anhält. Patienten mit Hustenasthma bemerken oft, dass der Husten bei körperlicher Anstrengung zunimmt und sich der Husten bei Asthmaauslösern wie Staub oder starken Duftstoffen und kalter Luft verstärkt.

Chronischer Husten bei gastroösophagealem Reflux

Viele Patienten sind erstaunt, dass das Problem hinter ihrem chronischen Husten keine Bronchitis, sondern auf einen gastroösophagealen Reflux zurückzuführen ist. Viele Untersuchungen konnten zeigen, dass ein gastroösophagealen Reflux in 25 % oder mehr Fällen mit chronischem Husten assoziiert war. Der Reflux-Husten ist ein trockener Husten, der sich nachts verschlimmert und länger als 4-8 Wochen anhält.
Der gastroösophagealen Reflux (GERD) tritt auf, wenn ein Teil des sauren Mageninhalts nach oben in die Speiseröhre zurückläuft. Oft weist gleichzeitiges Sodbrennen auf einen Reflux hin. Weitere Symptome sind Schluckbeschwerden, häufige Aufstoßen, Mundgeruch oder Karies. Es gibt aber auch bei Kindern und Erwachsenen den „stille“ Reflux ohne begleitende ösophageale Symptome.

Um den Zusammenhang zwischen chronischen Husten und gastroösophagealen Reflux nachzuweisen, hilft vor einer invasiven Diagnostik mit 24-Stunden ph-Metrie, Gastroskopie und Biopsie, ein Symptomtagebuch vor und während einer probatorischen Behandlung mit Protonen Inhibitoren wie Omeprazol und Pantoprazol. Sollte sich in der versuchsweisen Behandlung ein klarer Zusammenhang nachweisen, erfolgt eine längere meist 6-12 Wochen dauernde Behandlung mit Protonen Inhibitoren. Diese Anti-Reflux-Medikamente reduzieren den Säuregehalt und fördern die Magenentleerung. Die genannten Medikamente werden häufig von Patienten mit chronischem Husten verwendet, und wenn der Zusammenhang nachgewiesen wurde, erleben 79 % der Patienten mit chronischem Husten eine Verbesserung der Symptome.

Versuchen Sie zusätzlich ihren Lebensstil entsprechend anzupassen, um die Beschwerden zu minimieren.

  1. Gewichtreduktion – GERD tritt häufiger bei übergewichtigen oder fettleibigen Personen
    auf.
  2. Hören Sie mit dem Rauchen auf – Rauchen fördert den sauren Magenreflux.
  3. Erhöhen Sie Ihren Kopf, wenn Sie sich hinlegen oder schlafen
  4. Langsam essen und gut kauen.
  5. Warten Sie 2-3 Stunden, um sich nach dem Essen hinzulegen, und vermeiden Sie es, vor dem Schlafengehen eine schwere Mahlzeit zu sich zu nehmen.
  6. Bestimmte Lebensmittel können GERD oder den sauren Magenreflux fördern, daher vermeiden Sie folgende Lebensmittel: Alkohol, Schokolade, Fettiges Essen, Koffein, Frittiertes Essen

Habitueller Husten (Hustentick)

Habitueller Husten wird aufgrund seiner Gemeinsamkeiten mit Ticstörungen wie der transienten Ticstörung häufig als „tic habit cough“ oder Hustentic bezeichnet. Der habituelle Husten oder der Hustentick ist durch einen harten bellenden Husten gekennzeichnet. Bei Kindern treten 85 % der Fälle im Alter zwischen 8 und 14 Jahren auf. Es besteht eine sehr häufige Hustenfrequenz (Nervt die Umgebung), oft alle 10–20 Sekunden, Fieber und Allergien sind nicht nachweisbar. Der Husten lässt nach, wenn das Kind in eine Aktivität vertieft ist, wird aber bei Aufmerksamkeit deutlicher. Darüber hinaus sistiert der Husten typischerweise im Schlaf. Bei den meisten Kindern und Jugendlichen, die unter einem habituellen Husten leiden, sind das Familienleben und der Schulbesuch sehr stark gestört. Wichtig ist es, dass Komorbiditäten, wie gemischte Angst- und depressive Störungen und das Tourette-Syndroms, immer abgeklärt werden.

Die Diagnose Habitueller Husten erfordert jedoch eine gründliche Untersuchung, um andere Ursachen für chronischen Husten auszuschließen, da viele Kinder mit Gewohnheitshusten fehldiagnostiziert und behandelt werden, als ob sie Asthma hätten.

Chronischer Husten bei Postnasal-Drip-Syndrom

Die chronische Sinusitis (Postnasal-Drip-Syndrom) ist eine der häufigsten Ursachen von chronischem Husten. Die Patienten haben einen zähen Schleimfluss in Hals und Rachen. Beim Naseschnäutzen findet sich häufig gelb, schleimiges Nasensekret. Weitere typische Symptome sind ein Räusperhusten, Heiserkeit und ein Kloßgefühl im Hals. Auslöser sind häufig banale virale Infekte. Im Anschluss an den Infekt kommt es aber zu keiner Resolution (Rückbildung) der chronischen Entzündung. Ursachen hierfür sind häufig Allergien gegen die Hausstaubmilbe  und / oder unspezifische Hyperreagibilität der Atemwege insbesondere der Nase. Ist der Allergietest negativ sollte eine nicht-allergische Rhinitis mit Eosinophilen Syndrom (NARES) ausgeschlossen werden. In selten Fällen kommen andere Auslöser wie Immunstörungen oder Autoimmunerkrankungen in Frage.

Unerklärbarer Chronischer Husten

In manchen Fällen bleibt die Ursache des chronischen Hustens unklar, auch nach dem alle diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.

Chronischer idiopathischer Husten (CIC) ist eine Art von hartnäckigem Husten, bei dem keine eindeutige Ursache gefunden werden kann, auch nicht nach gründlichen Untersuchungen. Betroffene leiden oft unter einem überempfindlichen Hustenreflex, der schon auf kleinste Reize wie Rauch, kalte Luft, Parfümgerüche oder langes Sprechen reagiert. Viele berichten, dass der Husten nach einer Erkältung begann und nie wieder verschwand. Besonders häufig tritt der unerklärbare chronische Husten bei Frauen nach der Menopause auf.  Im Gegensatz zu Husten, der durch Krankheiten wie Asthma oder Reflux verursacht wird, bleibt CIC ein Rätsel, da keine typischen Entzündungszeichen wie Schleim oder Schwellungen gefunden werden. Stattdessen scheint das Problem in der übermäßigen Reizbarkeit der Hustenrezeptoren zu liegen, wodurch selbst harmlose Auslöser zu anhaltendem Husten führen können.

Bisherige Forschung und neue Studie zu chronischem Husten

Laut einer aktuellen Studie zu chronischem Husten wird der Hustenreiz durch Nervenzellen in den Atemwegen ausgelöst, auch bekannt als Nozizeptoren, die mit dem Gehirn verbunden sind und Reize wie Staub, Chemikalien oder Kälte erkennen. Es gibt hierbei zwei Arten von Nervenfasern: C-Fasern, die auf chemische und thermische Reize reagieren, und A-Delta-Fasern, die auf physische Reize in den großen Atemwegen reagieren. Wenn diese Fasern aktiviert werden, senden sie Signale an das Gehirn, das den Hustenreflex auslöst und auch das bewusste Hustenempfinden steuert.

Im Rahmen einer Studie zu chronischem Husten bei Studienproband.de werden eine Vielzahl neuer Medikamente als mögliche Behandlung für unerklärlichen chronischen Husten erprobt. Diese neuen Medikamente sind in der Lage den unerklärlichen Husten zu reduzieren, indem es auf Nervenzellen in der Lunge abzielt, die als Nozizeptoren bezeichnet werden, und eine eine Rolle bei der Erzeugung der Hustenreaktion des Körpers spielen. Die neuen Medikamente können durch ihre potenzielle Fähigkeit, das Anfeuern der Nozizeptoren als Reaktion auf Hustenreize zu stoppen, die Hustenfrequenz bei Patienten mit chronischem Husten verringern.

Anmeldung für die Studie zu chronischem Husten

Zur Zeit findet eine klinischen Studie zu chronischem Husten in Frankfurt statt. Bewerben Sie sich gerne für die Studie!

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