Compliance (Therapietreue)

Compliance – auch als Therapietreue bezeichnet – beschreibt die aktive Mitwirkung von Studienteilnehmern an den Vorgaben eines klinischen Studienplans. Sie ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Aussagekraft und Sicherheit von Studienmedikationen und entscheidet maßgeblich über die Qualität der Ergebnisse.

Was bedeutet Compliance in klinischen Studien?

Compliance umfasst alle Verhaltensaspekte, die sicherstellen, dass eine Person die im Studienprotokoll festgelegten Maßnahmen zuverlässig umsetzt. Dazu gehören unter anderem:

  • Die korrekte Einnahme der Medikation zur vorgeschriebenen Zeit und in der vorgegebenen Dosis
  • Das Nichteigenmächtige Absetzen oder Austauschen von Medikamenten ohne Rücksprache
  • Das Erscheinen zu festgelegten Besuchsterminen im Studienzentrum
  • Die Einhaltung von vorgegebenen Diäten, Lebensstilveränderungen oder Aktivitätsniveaus
  • Das gewissenhafte Führen eines Studientagebuchs oder Ausfüllen von Fragebögen
  • Das Melden von Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten

 

Eine gute Compliance bedeutet also nicht nur die bloße Teilnahme an einer klinischen Studie, sondern das aktive Mitwirken am Studienprozess – immer gemäß den individuell erklärten Teilnahmebedingungen.

Warum ist Therapietreue in Studien so wichtig?

Die Einhaltung des Studienprotokolls durch die Probanden hat weitreichende Auswirkungen auf den Erfolg und die Aussagekraft einer klinischen Studie:

Verlässliche Studiendaten

Wenn Teilnehmer ihre Medikamente nicht korrekt einnehmen oder Anweisungen missachten, entstehen Verzerrungen in den Daten. Das wirkt sich direkt auf die statistische Auswertung der Studienergebnisse aus.

Aussagekraft der Wirksamkeit

Nur wenn alle Teilnehmer die Behandlung wie vorgesehen erhalten, kann man am Ende zuverlässig bewerten, ob das Medikament wirksam ist.

Sicherheit steht an erster Stelle

Die Erhebung von Nebenwirkungen oder unerwünschten Ereignissen ist nur dann sinnvoll, wenn auch klar ist, ob und wie die Substanz eingenommen wurde.

Einfluss auf die Zulassung

Fehlende Compliance kann ein Grund dafür sein, dass ein eigentlich wirksames Medikament in der Statistik „versagt“. Im schlimmsten Fall führt das zu einer Ablehnung durch Behörden.

Wie wird Compliance gemessen?

Die Therapietreue wird in klinischen Studien mit verschiedenen Methoden erfasst, oft auch in Kombination. Ziel ist es, möglichst genau zu erfassen, wie gut sich der Proband an die Vorgaben hält.

MethodeBeschreibung
TablettenzählungTeilnehmer geben ihre verbliebenen Medikamente zurück. Daraus wird errechnet, wie viele eingenommen wurden.
Elektronische ÜberwachungSmart-Pillendosen registrieren Zeit und Häufigkeit der Medikamentenentnahme.
SelbstauskunftProbanden dokumentieren ihre Einnahmen im Studientagebuch oder per App.
PlasmaspiegelmessungLabormessung im Blut kann den tatsächlichen Wirkstoffspiegel anzeigen.

Was beeinflusst die Compliance?

Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle dabei, ob Teilnehmer sich an den Studienplan halten. Dazu zählen:

  • Die Komplexität des Protokolls (z. B. viele Besuche, aufwändige Einnahmeschemata)
  • Verständnis und Motivation der Teilnehmer
  • Gute Kommunikation mit dem Studienteam
  • Das Dosissteigerungsschema – kann beeinflussen, wie gut ein Patient mit der Behandlung zurechtkommt

 

Wie kann Compliance verbessert werden?

Die Studienzentren setzen verschiedene Maßnahmen ein, um die Compliance ihrer Teilnehmer zu erhöhen:

  • Gründliche Aufklärung vor Studienbeginn
  • Regelmäßige Erinnerungen an Termine oder Einnahmen
  • Einfache, verständliche Medikationspläne
  • Technische Hilfsmittel wie Erinnerungs-Apps
  • Motivierende Gespräche über die Bedeutung der Studie
  • Auswertung individueller Patient Reported Outcomes (PRO)

 

Fazit

Compliance ist der Schlüssel zu verlässlichen Studienergebnissen und einem erfolgreichen Ablauf. Nur wenn Teilnehmer aktiv mitwirken, lassen sich neue Therapien sicher und wirksam entwickeln.

Studienproband.de